Nordfeuer - Kriminalroman by Gmeiner-Verlag

Nordfeuer - Kriminalroman by Gmeiner-Verlag

Autor:Gmeiner-Verlag
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Gmeiner-Verlag
veröffentlicht: 2012-01-12T00:00:00+00:00


»Meinst du denn wirklich, Holger Leuthäuser könnte die Katrin umgebracht haben?«, fragte Marlene und kuschelte sich etwas enger an Tom.

Nach dem Essen mit Thamsen hatten sie spontan beschlossen, einen Stadtbummel durch Tondern zu machen. Irgendwie waren die letzten Tage derart hektisch gewesen und sie hatten wenig Zeit füreinander gehabt. Ein Sparziergang in der dänischen Kleinstadt tat ihnen sicherlich gut. Außerdem hatte Marlene ihrer Mutter von der alten Apotheke vorgeschwärmt, in der es Kerzen und anderes Kunsthandwerk zu kaufen gab. Gesine Liebig war sofort begeistert von der Idee, dänische Kerzen bei der Hochzeitsdekoration einzusetzen und hatte ihre Tochter gebeten, ein paar zu besorgen.

»Schwer zu sagen. Aber auf jeden Fall ist er verdächtig«, antwortete Tom. Es war immer schwierig, sich von jemandem vorzustellen, er habe einen Menschen getötet. Wie sah ein Mörder aus? Was hatte ihn dazu getrieben?

»Oder es war ein Unfall«, versuchte er Marlene zu beruhigen, die beim Gedanken daran, dass der nette Referendar ein kaltblütiger Mörder sein könnte, wieder einmal zutiefst erschrocken war. Allerdings lief es trotzdem auf das gleiche hinaus. Katrin Martensen war tot. Und selbst, wenn es ein Unfall gewesen war, hatte Holger Leuthäuser keine Hilfe geholt, sondern stattdessen einfach die Schule angezündet, um den tödlichen Vorfall zu vertuschen.

»Warten wir mal ab. Vielleicht kriegt Thamsen ja mehr raus.« Marlene nickte stumm und Tom spürte, wie verkrampft sie war.

»Was für Kerzen willst du denn kaufen?«, wechselte er deshalb das Thema.

»Weiß noch nicht genau.«

Er spürte, sie war in Gedanken noch bei der Frage, ob der Referendar der Risumer Grundschule etwas mit dem Mord zu tun hatte. Anders konnte er sich ihre Gleichgültigkeit bei dem Kerzenkauf nicht erklären. Mit Sicherheit hatte ihr Gesine Liebig eine genaue Beschreibung ihrer Vorstellungen mit auf den Weg gegeben.

Sie erreichten die alte Apotheke und traten ein. Bereits im Vorflur begrüßten sie kleine Wichtel, sogenannte Nissemänner. Doch heute hatte Marlene keinen Blick für die putzigen Gestalten. Sie steuerte schnurstracks in den Raum mit den handgefertigten Kerzen und blickte sich suchend um.

»Wie wäre es denn mit diesen?« Tom deutete auf ein Regal mit beigen Stumpenkerzen.

»Nee, die sind ja eher was für eine Beerdigung. Die finde ich ganz hübsch.« Marlene griff nach ein paar hellblauen Leuchterkerzen.

»Eigentlich komisch, dass Holger Leuthäuser nicht auf der Trauerfeier war. Mir kam es bei unserem Besuch irgendwie vor, als habe er Katrin Martensen wirklich geliebt.« Sie drehte eine Kerze zwischen den Händen hin und her. »Außerdem wäre ich auf jeden Fall zur Beerdigung gegangen, wenn ich der Mörder wäre. Man macht sich ja ansonsten unweigerlich verdächtig.«

»Aber Jan Schmidt war ja auch nicht da.«

»Oder es war gar keiner von beiden«, spekulierte Marlene. Vielleicht hatten beide die Tote geliebt und tatsächlich nichts mit dem Mord zu tun. Dann wären sie mit ihren Verdächtigungen schlichtweg auf dem Holzweg. Sie hatten sich so auf die beiden Männer eingeschossen und dabei andere mögliche Täter völlig außer Acht gelassen.

»Was ist zum Beispiel mit diesem Heiko?«, gab sie zu bedenken. »Hat Thamsen was erzählt?«

»Was soll der denn damit zu tun haben?« Tom krauste die Stirn. »Der wird wohl kaum sein Haus selbst angezündet haben.



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